Bereits im Februar erfreuen sich Hobbygärtner und Gartenfans der neuen Saison. Denn schon jetzt kann eine Auswahl an Blumen- und Gemüsesorten auf dem Fenstersims großgezogen und später als Jungpflanzen ins Freilandbeet umgepflanzt werden. Doch welche Erde ist für die Aufzucht dieser kleinen Gewächse die beste und worauf muss man bei der Aussaat achten, damit das Gedeihen der neuen Pflanzen auch sicher gelingt? Auf diese Fragen soll unter vielen weiteren im folgenden Artikel eingegangen werden.
Zuallererst möchten wir gleich die Frage nach der geeigneten Erde beantworten. Experten empfehlen für die Aufzucht neuer Stecklinge immer spezielle Anzucht- oder Aussaaterde zu benutzen, da diese ihnen sowie neuem Saatgut die idealen Voraussetzungen bietet, um so schnell wie möglich zu kräftigen Pflanzen heranwachsen zu können.
Was ist Anzuchterde und warum verwendet man sie?
Genauso wie Säuglinge spezieller Nahrung bedürfen, brauchen auch Stecklinge und Jungpflanzen in der ersten Zeit spezielle Erde und Voraussetzungen, um gedeihen zu können. Hierzu wird von Experten Anzucht- oder Aussaaterde empfohlen, da es besonders das Wurzelwachstum in der Anfangsphase fördert.
Anzuchterde, auch Aussaaterde genannt, ist eine bestimmte Erdensorte, welche vor allem kleinen Gewächsen – wie Saatgut und Stecklingen – die richtigen Voraussetzungen bietet, um gesund und kräftig zu Jungpflanzen heranwachsen zu können. Oft wird zwar für die Pflanzenanzucht einfache Blumenerde benutzt, jedoch ist dies weniger förderlich für das Gedeihen zarter Pflänzchen. Noch ungeeigneter dagegen ist normale Gartenerde, welche oft zu lehmig und viel zu wenig Humus enthält für ein optimales Wurzelwachstum.
Auf den ersten Blick sieht die Anzuchterde wie einfache Blumenerde aus. Wenn man jedoch genauer auf die inneren Werte achtet, entdeckt man, dass es sich bei Aussaaterde um eine spezielle Erde
Anzuchterde ist eher nährstoffarm, salzarm, keimfrei, lockerer und durchlässiger als Blumenerde. Hierdurch kann das Wasser besser ablaufen und somit das Risiko von Schimmelbildung, Fäulnis und Krankheiten verringern. Durch den Mangel an Nährstoffen in der Aussaaterde, wächst der keimende Steckling zwar nicht so schnell in die Höhe und muss verstärkt Wurzeln bilden, um sie auf die Suche nach Nährstoffen auszusenden. Doch dadurch bildet sich ein ausgeprägteres Wurzelsystem heraus, das der späteren Jungpflanze viele Vorteile bietet.
Den Hauptbestandteil der Aussaaterde machen zwei Drittel Torf oder Humus und ein Drittel Sand aus, wobei ihr auch oft ein Wurzelaktivator beigegeben wird, um eine stärkere Wurzelverzweigung zu erreichen.
Wenn man es sich einfach machen möchte, kann man unterschiedliche Arten von fertiger Aussaaterde im Gartenfachhandel erwerben: Je nachdem was man grossziehen möchte, wählt man dementsprechend. Man kann es jedoch auch einfach selbst herstellen; siehe dazu weiter unten.
Welche Arten von Anzuchterde gibt es?
Neben der oben vorgestellten normalen Anzuchterde gibt es auch sogenannte Substrate, genauer Aussaaterde die auf Zuschlagstoffe wie Perlit oder Vermiculit basieren, sowie Kokoserde und Kokos Quelltabletten, auf welche wir gleich näher eingehen möchten.
Manchmal wird der Sand durch Perlite ersetzt, ein aufgeschäumtes Vulkangestein mit einem höheren Kalkanteil, der einen pH-Wert von 5,5 bis 6 aufweist. Solche Substrate sorgen dafür, dass die Erde locker bleibt und viel Luft an die Wurzeln gelangt, wirkt dadurch Staunässe entgegen und vereinfacht den Jungpflanzen – vor allem aus trockeneren Regionen – die Wurzelbildung noch mehr.
Kokoserde hingegen besteht aus Kokosfasern und eignet sich bestens als Aussaaterde, aber auch als Blumenerde. Die gepressten Kokosfasern können als kompakter Block erworben werden und sollten vor dem Gebrauch in warmem Wasser aufquellen gelassen werden. Dazu gibt man den 600 g schweren Block in einen Eimer, der 10 Liter fasst, gießt 4 Liter warmes Wasser dazu und wartet bis die Kokosfasern vollkommen aufgequollen sind. Anschliessend kann die Kokoserde für die Aussaat benutzt werden.
Ähnlich geht man auch bei den Kokos Quelltabletten vor, welche sich besonders für die Anzucht weniger Pflanzen eignen: Man gibt einzelne Quelltabletten zusammen mit der Jungpflanze in eine Pflanzschale und gießt schrittweise Wasser hinzu, bis die ideale Feuchtigkeit erreicht ist.
Was ist der Unterschied zwischen Anzuchterde und Blumenerde?
Obwohl sich Anzucht- und Blumenerde optisch sehr ähneln, sind sie doch verschieden wie Tag und Nacht. Die normale Blumenerde kann Pilzsporen sowie Samen enthalten, womit sie den Jungpflanzen schaden kann, indem Unkraut den benötigten Platz für die zugedachten Jungpflanzen einnimmt und damit das Wachstum des Pflänzchens beeinträchtigt. Des Weiteren enthält sie äusserst viel Nährstoffe, wie Stickstoff und Salze, welche bewirken, dass die Jungpflanze nach Fund der benötigten Nährstoffe ihr Wurzelwachstum herunterfährt oder sogar einstellt. Dadurch entsteht ein viel weniger grosses und verzweigtes Wurzelnetz als bei der Anzucht in Aussaaterde.
Denn die in Anzuchterde gepflanzte Jungpflanze profitiert stark von ihrem weitgefächerten Wurzelsystem, da sie dadurch vergleichsweise gesünder und schneller wachsen kann, als diejenige, die in normaler Blumenerde gesät wurde.
Wie verwende ich Anzuchterde richtig?
Bevor man die Samen in die Anzuchterde pflanzt, empfiehlt es sich die Samen in einem ersten Schritt einige Stunden in einer Beizflüssigkeit durch Einlegen zu beizen. Dieses Vorgehen wirkt allfälligen Pilzerkrankungen entgegen. Wenn man z. B. Tomatensamen pflanzen möchte, wird eine sogenannte Knoblauchbeize empfohlen, welche man durch Übergießen einer angequetschten Knoblauchknolle (ca. 100 g) mit einem Liter heißen Wassers selbst ansetzen kann. Diese Knoblauchbeize sollte zuerst einen Tag stehen gelassen werden, bevor man am nächsten Tag im kalten Zustand damit die Tomatensamen in einem Eimer übergießt. Nach ein paar Stunden können die Samen herausgeholt, auf Papier trocknen gelassen und danach in die Aussaaterde gepflanzt werden.
Kürbis und Zucchinisamen hingegen mögen es in Milch eingelegt zu werden, bevor sie in die Anzuchterde gegeben werden, da die enthaltene Milchsäure die Samen noch besser aufweicht. Die Samen können anschließend einfach auf die Erde gelegt werden und mit einer weiteren Schicht Aussaaterde bedeckt werden.
Welche Vor- und Nachteile bietet Aussaaterde?
Im Gegensatz zur normalen Blumenerde, welche äußerst viel Stickstoff und Salze aufweist und damit den Jungpflanzen schaden könnte, ist Anzuchterde eher nährstoffarm, salzarm, keimfrei, lockerer und durchlässiger. Dadurch kann das Wasser besser ablaufen und es kommt weniger zu Schimmelbildung und Fäulnis. Aufgrund des Mangels an Nährstoffen in der Aussaaterde muss der keimende Steckling mehr Wurzeln bilden, um erfolgreich Nährstoffe zu finden, wodurch zwar ein ausgeprägteres Wurzelsystem entsteht, aber ein langsameres Pflanzenwachstum die Folge ist. Zudem enthält Aussaaterde keine Beikräutersamen oder Pilzsporen, welche den Jungpflanzen den Raum stehlen könnten oder sie mit Krankheiten befallen könnten.
Vorteile:
- nährstoffarm
- salzarm
- keimfrei
- lockerer
- wasser- und luftdurchlässiger
- frei von Samen und Pilzsporen
- ausgeprägteres Wurzelwachstum à kräftiger und gesunder Wuchs
Nachteile:
- die Jungpflanze wächst langsamer (aber gesünder und kräftiger)
Wie macht man Anzuchterde selbst?
Obwohl man Anzuchterde sehr bequem und einfach im Gartenfachhandel kaufen kann, kann sie noch billiger selbst hergestellt werden, da fast jeder Gärtner die benötigten Zutaten bereits in seinem Garten vorfindet. Hierzu sollte man die Anleitung jedoch ganz genau befolgen, um die besten Bedingungen für die spätere Jungpflanze zu schaffen. Dafür gibt es zwei mögliche organische Grundrezepte; das erste lautet folgendermaßen:
Variante 1:
Als Basis dient eine Mischung aus einem Drittel normaler Zimmerpflanzen- oder lockerer Gartenerde, einem weiteren Drittel Sand von mittlerer Korngrösse (Quarzsand, Bimssand, Lavasand) und einem letzten Drittel reifen Kompost. Sollte man sich für die eigene Gartenerde entscheiden, wäre empfehlenswert nicht die oberste Schicht, sondern diejenige aus ca. 5-10 Zentimeter Tiefe zu benutzen. Vor dem Vermischen sollte man jede Zutat gründlich durchsieben und der Mischung ein Holzkohleersatz aus reinen Kokosnussschalen beigeben, um die Jungpflanze vor allfälligen Pilzsporen schützen zu können.
Nach dem Vermischen sollte die Aussaaterde in einem alten Bräter oder einem alten Backblech für 30 Minuten bei 200 Grad in den Ofen gegeben werden. Hierbei wird die Erde sterilisiert und die enthaltenen Bakterien, Pilze, Trauermückenlarven und Keime abgetötet. Nachdem die Erde ausgekühlt ist, kann in einem Testlauf Kresse ausgesät werden. Falls diese nach ca. drei Tagen zu keimen beginnt und ca. eine Woche lang grün bleibt, verfügt die selbst hergestellte Anzuchterde die idealen Voraussetzungen für das Saatgut. Nachdem die Jungpflanzen bereits genug Wurzeln gebildet haben, kann man sie später in Anzuchttöpfe aus gepresstem Ton, sogenannte Torfquelltöpfe, umpflanzen. Hier wachsen die Wurzeln durchs Netz hindurch, wobei sich der Torftopf nach einer gewissen Zeit biologisch selbst abbaut.
Variante 2:
Bei diesem zweiten Rezept setzt sich die Anzuchterde aus einer Hälfte aus Komposterde, einem Viertel groben Sand und einem letzten Viertel Blähtonkugeln, welche der Erde die nötige Luftigkeit verschaffen, um Staunässe und somit Wurzelfäule entgegenwirken zu können. Nach dem Mischen geht man gleich vor wie beim ersten Rezept.
Zudem sollte Anzuchterde nicht gedüngt werden, da man grosse Mengen von Nährstoffen und -salzen für ein besseres Wurzelwachstum vermeiden möchte.
Spezial Anzuchterden
Neben den oben bereits vorgestellten, hausgemachten organischen Aussaaterden – die für die meisten Blumen, Kräuter und Gemüsesorten genügen – gibt es auch spezielle mineralische Anzuchtsubstrate, welche auf Stoffen wie Perliten oder Vermiculit basieren. Diese eignet sich vor allem für exotische Pflanzen trockener Regionen, welche auf Erde mit guter Wasser- und Luftdurchlässigkeit angewiesen sind, wie Zitrusgewächse, Chilis, Mais, Bohnen, Sonnenblumen, viele Kakteen- und Sukkulentensorten sowie Palmen. Mineralische Aussaaterde besteht nur aus drei Zuschlagstoffen: Vermiculit, Perlite und Gesteinsmehl.
Gibt es Alternativen zu Anzuchterde?
Als Alternativen zu gekaufter oder selbstgemischter Anzuchterde eignen sich auch sehr gut in freier Natur gefundene Maulwurfshügel Erde oder im Ofen sterilisierte Blumenerde.
Wie lange ist Anzuchterde haltbar?
Aussaaterde hat aufgrund ihrem Mangel an Nährstoffen und -salzen keine bestimmte Haltbarkeit und sollte daher immer genutzt werden können, solange sie nicht schimmelt.
Anzuchterde schimmelt: Was ist passiert?
Entdeckt man, dass die Anzuchterde trotz Sterilisation zu schimmeln beginnt, gibt es dafür meist einen Hauptgrund: Falls die Pflanze welkt und keine weiteren Bakterien oder Keime auffindbar sind, wurde die Pflanze höchstwahrscheinlich zu stark gegossen. Daher sollte man bei Sommerblumen kranke Teile entfernen und sie einige Zeit lang nicht mehr gießen.
Quelltabletten oder Anzuchterde: Was ist besser?
Diese Frage ist schwieriger zu beantworten, da jede Pflanzensorte ihre Vorlieben hat. Für weitere Informationen über verschiedene Anzuchterde-Sorten, ihre Herstellung und ihre Eignung für bestimmte Pflanzen, siehe weiter oben. Während Quelltabletten eher teuer sind, kann man Anzuchterde auch billig selbst herstellen. Daher wäre aus Preis-Leistungs-Gründen eher die Anzuchterde zu empfehlen, obwohl viele Menschen berichten, dass gewisse ihrer Keimlinge besser in Kokoserde oder Quelltabletten sprießen.
Wann aus der Anzuchterde umtopfen?
Keimlinge kann man umtopfen, sobald die Wurzeln der Jungpflanze so kräftig und lang geworden sind, dass sie aus dem Anzuchttopf rauswachsen. Sollten sie in Quelltabletten angesetzt worden sein, kann man den Kokosballen ganz einfach aus der Schale heben und nachschauen. Sollten die Wurzeln bereits hinaussprießen, kann man die Pflanze umtopfen. Sollte es sich um Aussaaterde handeln, kann man die Pflanze mit der ganzen umliegenden Erde ganz vorsichtig mit einem Tortenheber anheben und auf diese Weise kontrollieren.
Fazit:
Gärtner und Experten empfehlen alle qualitativ hochwertige Anzuchterde zum erfolgreichen Vorziehen von Jungpflanzen zu benutzen, da sie ihnen viel bessere Voraussetzungen für ein kräftiges und gesundes Wachstum bietet als herkömmliche Blumenerde, welche durch ihren hohen Nährstoffgehalt die jungen Pflänzchen eher ‚verbrennen‘, als sie zu fördern.