Es gibt die verschiedensten Kressearten, da Kresse in der Regel das kleine Keimblatt Grün von Sprossen ist. Welkes Grünzeug vom Diskonter nein Danke! Kaum jemand verbindet damit einen gesundheitlichen Nutzen und hätte gerne frische Kresse aus dem Garten oder auf dem Balkongarten angebaut geerntet. Gemüse findet deshalb selten den Weg auf den Speisezettel. Kresse anbauen verlangt nicht unbedingt den grünen Daumen, kann für einen Neogärtner aber zum Einstieg in weitere Pflanzexperimente werden. Wobei verschiedene Kressesorten jeweils etwas andere Ansprüche an ihre Umgebung stellen. Fühlt sich die Kresse dort, wo sie wächst, wohl, belohnt sie das mit überreichen Erträgen.
Im Hausgarten, auf dem Fensterbrett mit Kinder gesät, bietet die Kresse eine besondere Bereicherung. Auch in der modernen Gastronomie wird die leicht scharfe und würzige Kresse geschätzt. Gourmetkresse landet hier oft auf dem Teller als schöne Dekoration. In Restaurant werden häufig zum Garnieren nicht nur die üblichen Sorten wie Gartenkresse verwendet, sondern auch für den Endverbraucher eher unbekannte Kressearten wie zb: Sakurakresse, Senfkresse, Asiakresse wie: Shiso, Rock Chives, Diakonkresse oder aus den Himalaya die Tahoomkresse. In meinem Beitrag konzentrieren wir uns aber auf die gängigsten die von Hobbygärtnern und Hausfrauen gern selbst angebaut werden.
Welche Kressearten gibt es und wie pflanze ich sie an?
Bevor man mit Kresse anpflanzen loslegt, sollte man klären, welcher Standort zur Verfügung steht. Fensterbrett, Balkongarten, Gartenbeet, Teich? Man Unterscheidet essbare Kressesorten und wilde Kressearten, die oft ebenfalls küchentauglich sind und mit ungeahnten Geschmackssensationen aufwarten. Stellt sich noch die Frage: Wie schnell wächst Kresse?
Die Gartenkresse (Lepidium sativum)
Einjährige, essbare Gemüsepflanze aus der Familie der Kreuzblütler, ursprünglich aus dem Iran. Bereits unter Karl dem Großen massenhaft in Europa angebaut. Als Kressebeet von Kindern geliebt.
- Größe: 10 cm hoch, dann ernten
- Blüte: weiß, rot, Juni – Juli
- Standort: sonnig, halbschattig, feucht
- Verwendung: roh für grüne Smoothies, Salate, in Frischkäse, zu Ei, passt optimal zu Knoblauch.
- Geschmack: leicht scharf nach Rettich, Senf
- Arzneipflanze: zum Gurgeln (Tee) bei Rachenentzündung, krampflösend, schließt Wunden, gegen Infekte.
- Aussaat: jederzeit in Schalen auf der Fensterbank, Lichtkeimer, wächst ohne Erde, einfach auf feuchte Watte streuen. April – September im Freien. Gleichmäßig feucht halten. Ernten noch vor der Blüte. Die Keimzeit beträgt hier nur 2 Tage, genießbar nach 8 – 10 Tagen.
Echte Brunnenkresse (Nasturcium officinale), Wasserkresse
Mehrjährige, bis -10 °C winterharte Staude mit fleischigen, grünen Blättern. Ebenfalls ein Kreuzblütler. Auch als rote Varietät zu haben, sehr würzig!
- Größe: 20 – 80 cm hoch
- Blüte: weiß, Mai – Oktober in Dolden
- Standort: halbschattig an Wasserstellen
- Düngung: Braucht Nährstoffe
- Verwendung: frisch aufs Butterbrot, ins Omelett, Wintergemüse
- Geschmack: frisch, leicht scharf
- Arzneipflanze: Lindert Husten, Harnwegsinfekte, kräftigt, enthaltene Antioxidantien beugen Krebs vor
- Anbau Garten: Pflanzen in Teichnähe oder feuchte Erde setzen. Frisches, fließendes Wasser nötig (Platz unter tropfendem Hahn reicht). Ernte: September bis Juni.
- Aussaat: März oder September in Anzuchterde, nicht bedecken, sehr feucht halten, braucht 2 Wochen zum Keimen.
Die Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
Von dieser Kresseart wird erzählt, dass ihr Name dem Bild eines trojanischen Kriegers entsprungen sei. Die Blüte der Kapuzinerkresse sei sein Goldhelm, das runde Blatt symbolisiert sein Schild. Sie gehört zur Familie der Kapuzinerkressengewächse. Buschig oder rankend möglich. Zumeist einjährig, Bodendecker oder Ampelpflanze. Sie wurde Arzneipflanze 2013 und ist sehr gesund.
- Größe: 40 cm hoch, 30 cm breit (Busch), 1 – 3 m kletternd
- Blüte: 5 cm groß, leuchtend rot, orange, gelb, auch gefüllt, Juli – Oktober
- Standort: vollsonnig, trocken, warm, nicht winterhart.
- Verwendung: Unreife Samen in Essig marinieren – als Kapernersatz.
- Blätter, Blüten, Knospen im Salat, zum Drüberstreuen, keinesfalls kochen.
- Geschmack: Richtung Meerrettich
- Arzneipflanze: Pilzwirksam, enthält jede Menge Vitamin C, bei grippalen Infekten hilfreich.
- Aussaat: ab März in Anzuchtschalen, ab Mai direkt in Töpfe, ins Gartenbeet, lockere Erde. Die Keimzeit von Kresse beträgt hier 1 – 2 Wochen. Gleichmäßig leicht feucht halten, nicht düngen. Wunderschön vor Steinmauern, Zäunen oder überhängend in Pflanzschalen, Bauerngärten.
Honigkresse (Stevia rebaudiana), Süßblatt oder Honigkraut
Honigsüß schmeckende, mehrjährige, nicht winterharte Pflanze, Ursprungsland: Paraguay, indigene Völker würzten damit ihren Matetee.
- Größe: 100 cm
- Standort: sonnig bis halbschattig, warm, bevorzugt Wind
- Dünger: alle 3 Wochen Flüssigdünger geben
- Verwendung: Wasser und Blätter im Verhältnis 2:1 aufkochen, filtern, vorsichtig verwenden, für Desserts, zum Backen, auch als Kresse Tee.
- Getrocknete Blätter lassen sich, ohne Qualitätsverlust, viele Jahre nutzen.
- Geschmack: ein Hauch von Lakritze
- Arzneipflanze: Süßungsmittel für Diabetiker, kalorienfrei
- Auspflanzung: im Garten, im Topf am Balkon, 50 cm Abstand, gut schnittverträglich, Triebe häufig entspitzen, regelmäßig durchdringend gießen, dann abtrocknen lassen, vor dem ersten Frost ins Haus, leicht feucht halten.
Die Basilikumkresse
Rasch keimende Züchtung mit Basilikumgeschmack. Aber ohne lästige Stängel.
- Verwendung: Blätter sehr zart, ideal fürs Pesto
- Geschmack: basilikumartig
- Kresse aussäen: Ganzjährig in der Wohnung in Pflanzschalen, auch ohne Erde möglich, pflegen und gießen wie bei Kressearten für die Fensterbank.
- Wildkresse (Cardamine amara), auch Bitterkresse
- Mehrjährige, niedrige, winterharte Staude mit zarten Blättern.
- Wuchshöhe: 10 – 60 cm hoch
- Blüte: weiß, April – Juli
- Standort: halbschattig, an Tümpeln, kleinen Teichen
- Düngen/Boden: Braucht Nährstoffe, Lehm, kaltes Wasser
- Verwendung: Blätter, Stiele, Blüten, wunderbar für Joghurtdips, Kräuterquark, Salate. Samen geben, gemahlen, ein pfeffriges Gewürz.
- Geschmack: senfartig-scharf, leicht bitter
- Arzneipflanze: hoher Vitamin-C-Gehalt, gegen Erkältungen, Entzündungen
- Anbau im Freiland: Pflanzen in sauren Moorboden an den Teichrand setzen. Schneckenschutz notwendig!
- Balkon: Für Miniwassergarten in Schattenlage bedingt geeignet
Pfeilkresse auch türkische Kresse genannt (Lepidium draba)
Die Pfeilkresse ist eine, auch als Unkraut vorkommende, mehrjährige, frostharte Heilpflanze mit länglichen, herzförmigen Blättern. Stammt aus dem Mittelmeerraum. Ein Alleskönner unter den Kressearten.
- Größe: 60 cm, manchmal mehr, je nach Standort
- Standort: sonnig bis halbschattig, liebt Kalk, Trockenheit, wächst wild an Bahndämmen.
- Blüte: Mai bis Juli, Scheindolden, Schötchen mit Samen im Spätsommer
- Verwendung: als Wildsalat aus frischen Blättern. Gemahlene Samen können ein Pfeffer- oder Senfersatz sein. Winterernte möglich.
- Geschmack: scharf-würzig
- Arzneipflanze: als Senfpflaster wärmt sie, regt den Kreislauf an, hilft der Verdauung auf die Sprünge, entbläht.
- Kresse säen: von März bis September direkt in den Garten, auf eigenem Platz, stark wüchsig. Vorsicht Lichtkeimer, Samen nur andrücken. Diese Kresseart vermehrt sich durch Samen selbst. Mäßig gießen, nicht düngen, von Zeit zu Zeit etwas Kalk streuen.
Welche Nährwerte bietet die Kresse und warum ist sie so gesund?
Kresse hat viele Vitamine wie unzählige Studien belegen. 100 gr roh verzehrte Kresse hat gerade einmal 22 kcal, liefert aber Mineralstoffe und frische Vitamine als Selbstversorger:
- Eisen: 2,2 mg
- Kalium: 230 mg
- Kalzium: 170 mg
- Magnesium: 15 mg
- Vitamin B1 und B2: 0,22 mg
- Vitamin B6: 0,23 mg
- Vitamin C: 62 mg
- Vitamin E: 1,4 mg
Alle Kressearten besitzen einen, für sie typischen, senfartigen, pfeffrigen Geschmack und Geruch. Geheimnis dahinter, die Pflanze lagert in ihren Zellen, gegen Fraßfeinde gerichtete Glucosinolate (sekundäre Pflanzenstoffe) ein, die bei Verletzung der Zellen austreten, in Senföl umgewandelt werden und dem Angreifer die Mahlzeit verderben. Kraut, Kohl, Kohlrabi, Raps, alle Kreuzblütler benutzen diese Waffe. Im Mund des Menschen geschieht, während des Zerbeißens, derselbe Vorgang, nur diesmal mit gesundheitsfördernder Wirkung. Kresse wirkt als wunderbares Antioxidans. Sie schützt die Zellen vor schädlichen Umwelteinflüssen. Kressearten, möglichst viele verschiedene, sollte daher täglich roh verzehrt werden.
Kresse Rezepte und die typische Verwendung in der Küche
Tropfteig mit Brunnen-Kresse (Kressesuppe) für 4 Personen:
2 Eier, 1 Eiweiß, 40 g Dinkelmehl, Kräutersalz, 1 Esslöffel gehackte Brunnen-Kresse, 1 Liter Gemüsebrühe
Eier, Salz und Kresse mit dem Schneebesen verrühren, langsam Mehl beimengen, bis ein dünnflüssiger Teig entsteht. 10 – 15 Minuten rasten lassen. Eventuell mit wenig Milch verdünnen. Brühe aufkochen lassen und tropfenförmig eingießen. Konsistenz des Eingetropften soll flaumig sein.
Kalte Kressesoße mit verschiedenen Kressearten für 4 Personen:
2 – 3 Esslöffel gehackte Kapuziner-Kresse, etwas Basilikum-Kresse gehackt, 125 g Magerquark, 0,25 Liter Ziegenjoghurt, 60 g Butter, Steinsalz. 1 Kilo Biokartoffeln, mittelgroß.
Kartoffeln sauber waschen, in der Schale dämpfen oder in Alufolie einpacken und 30 Minuten ins Backrohr (180 °C). Quark mit Joghurt und Salz verrühren, beide Kressearten vorsichtig unterheben. Butter extra flaumig rühren. Quarkgemisch drunter. Kartoffeln in der Schale servieren, Soße extra dazu. Eventuell mit kleinen Frischkäsestückchen garnieren.
Fazit
Beim Kresse züchten und beim Kresse ernten kann man, wie sich gezeigt hat, eigentlich nur alles richtig machen und der Körper möchte bald noch mehr davon. Das machen die Inhaltsstoffe der Kresse. Schade nur, dass mit dem Kresseanbau im Freien im Herbst erst einmal Schluss ist. Auch auf dem Balkon. Die Ernte geht dann aber erst richtig los. Was bleibt, ist die Vorfreude auf die Samenbestellung. Auf noch mehr exotische Kressearten und ihre Aussaat im nächsten Frühling.