Im heimischen Obst- und Gemüsegarten gibt es stets viel zu tun. Neben der regulären Pflege, der Aussaat, der Veredelung und dem Düngen, gilt es die Pflanzen frei von Schädlingen und Krankheiten zu halten. Neben den bekannten Schädlingen und Erregern treffen Gärtner aber zunehmend auf Schadbilder an Ihren Pflanzen, deren Ursache nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Biologen sprechen hier von physiologischen Schäden, deren Ursachen abiotisch sind. Im Gegensatz zu biotisch, steht abiotisch für die nicht lebende Natur. Einflüsse also, die von außen auf die Pflanzen einwirken. Natürlich stehen hier die Pflegefühler an erster Stelle, denn allzu oft meint es der Gärtner mit der Pflege zu gut. Aber auch mangelnde Nährstoffe im Boden, Trockenperioden, zu früher Frost, falscher Standort oder Staunässe führen zu den unterschiedlichsten Schadbildern. Eine Übersicht der am häufigsten auftretenden physiologischen Schäden und der Pflanzen, die besonders anfällig sind.
Die Fleischbräune
Fleischbräune ist ein typisches, durch unlebende Ursachen ausgelöstes, Schadbild. Von dem weichen und bräunlichen Fruchtfleisch sind vor allem die Äpfel und Quitten betroffen. Der Grund sind Kälteeinwirkungen am Baum (bei Apfel) und zu hohe Stickstoffaufnahme über den unterschiedlich feuchten Boden (bei Quitten). Bei Äpfeln sind vor allem Sorten wie Boskoop oder Jonathan empfindlich für Frost und sollten daher nicht zu spät geerntet werden.
Gelbkragen und Grünkragen
Gelbkragen und Grünkragen werden auch als Schalenkrankheit bezeichnet und treten vor allem an Tomaten auf. Die Schale platzt auf und weist Mängel auf, die durch starke Temperaturschwankungen und schnell wachsende Witterungsbedingungen ausgelöst werden. Am Stilansatz bilden sich gelbe oder grüne unreife Stellen. Das Fruchtfleisch ist an diesen Stellen hart und ungenießbar. Die Ausbildung von grünem oder gelbem Kragen hängt von der Tomatensorte ab. Es gibt hell fleischige Sorten, die offenbar anfälliger für dieses Schadbild sind. Dazu gehört zum Beispiel Harzfeuer und Diplom. Weniger anfällig dagegen sind die Sorten Moneymaker und Phantasia. Das Nachdüngen mit Kali und Phosphor hilft vorbeugend. Auch eine Überdüngung mit Stickstoff führt in Kombination mit starker Sonneneinstrahlung zu den grünen oder gelben Kragen an der Frucht.
Blütenendfäule
Blütenendfäule bei Tomaten wird durch einen Nährstoffmangel oder einen Nähstoffüberschuss ausgelöst und tritt vor allem an Gurken, Paprika und Tomaten auf. Zuerst bilden sich glasig, dann graubraune etwas eingesunkene und verhärtete Stellen an der Fruchtunterseite. Später werden diese größer und lederartig hart mit Trockenfäule. Früchte fallen nach Notreife ab. Es trifft überwiegend die schnell wachsenden Fleischtomaten. Besonders tolerant ist die Sorte Sportivo. Als Ursachen nennen Biologen eine zu hohe Luftfeuchtigkeit mit mangelnder Verdunstung (im Gewächshaus) oder zu hohe Hitze und Trockenheit in einem überdüngten Boden. Eine humose Düngung mit reichlicher Wasserzufuhr hilft die Schädigung zu beseitigen.
Frostschäden
Frostschäden erkennt man beim Kürbis an wässrig aussehenden Stellen und beim Kohl/Rosenkohl an braunen Herzblättern. Oft werden diese Schäden mit einer Infektion fehlgedeutet. Blüten erfrieren durch Spätfröste, die vor allem in Tälern und tiefer liegenden Landstrichen häufiger vorkommen. Leichter Frost kann vor allem Kohl, Mangold, Möhren, Pastinaken und Zwiebeln schädigen. Sind nur leichte Schädigungen erkennbar, kann Brennnesseljauche oder Kompostwasser diese ausgleichen. Grundsätzlich sind empfindliche Pflanzen mit Vlies gegen die Gefahr von Frosteinwirkungen zu schützen.
Frostrisse sind Frostschäden, die an Obstbäumen auftreten. Sie finden sich vor allem an jungen Bäumen ohne Borke und entstehen durch einen hohen Temperaturgegensatz von Tag und Nach oder Sonnen- und Schattenseite. Bei Aufheizen der Wintersonne oder starkem Frost sollte die gefährdete Rinde abgedeckt werden. Sie kann auch mit Brettern oder einem weißen, reflektierenden Baumanstrich geschützt werden. (kein Kalkanstrich!) sind die Risse bereits vorhanden, müssen diese mit künstlicher Rinde verschlossen werden, damit keine Krankheiten wie Bleiglanz oder schädliche Käfer wie zum Beispiel die Blutlaus eindringen können.
Fruchtberostung
Fruchtberostung kann sowohl biotische (Rostpilz), als auch abiotische Ursachen haben. Die netzartige oder nestförmige Verkorkung auf der Schale von einigen Apfelsorten kann auf Grund von starken Tag- und Nacht-Temperaturschwankungen verursacht werden. Auch bei hoher Luftfeuchtigkeit mit Taubildung zeigen sich einige Sorten sehr empfindlich. Neben Äpfeln sind Grünspargel, Johannisbeeren und auch Pfefferminze häufig betroffen.
Sonnenbrand
Sonnenbrand tritt an vielen Obst- und Gemüsepflanzen auf, wenn die Sonneinwirkung zu hoch ist oder zum Beispiel durch Wassertropfen verstärkt wurde. Am Kürbis erkennt man den Sonnenbrand durch heller gefärbte Flecken, Himbeeren bleiben klein und trocknen, Weinreben bekommen blaue Flecken auf den Trauben und Paprika oder Peperoni dunkle Stellen. Bei Gurkenjungpflanzen werden die Blätter silbrig weiß und bei Blumenkohl die Blume braun.
Lentizellenfäule
Lentizellenröte wird auch Lentizellenfäule genannt und tritt nach ungünstigen Witterungsbedingungen vorwiegende an Äpfeln auf. Die Schale zeigt sich in besonders trockenen Jahren oder bei starken Temperaturschwankungen geschädigt durch rote bis braune Flecken mit einem Durchmesser von 3-5 Millimeter. Ein optimaler Erntetermin kann dieses Schadbild verhindern.
Dünnschaligkeit
Papiernüsse oder Dünnschaligkeit tritt bei Nüssen in Folge von zu großem Wasserangebot auf. Die Nussschalen sind dann dünn und löchrig, Kerne fehlen oder sind ungenießbar. Walnussbäume sind sehr empfindlich und benötigen einen warmen und gut durchlässigen Boden ohne Staunässe. Nur Dünger mit wenig Stickstoff verwenden.
Röteln
Röteln kommen an Kirsch- und Apfelbäumen vor und es handelt sich um einen natürlichen Vorgang. Bei ungünstigem Wetter während der Blüte, bei Blütenfrösten, fehlenden Pollenspendern, einer nicht ausreichenden Bewässerung oder Nährstoffmangel haben diese Früchte k einen Embryo und kein Fruchtfleisch. Der Baum wirft diese Früchte dann etwa nach der 4. Bis 6. Woche nach der Blüte ab. Bei den Süßkirschenbäumen sind vor allem die Sorten Schuhmacher und Schneiders anfällig.
Gummifluss
Gummifluss findet sich an Kirschbäumen, Pfirsichbäumen, Aprikosen, Pflaumen, Zwetschgen und Mirabellen und kann sowohl bakterielle Ursachen (biotischer Bakterienbrand) als auch abiotische Ursachen wie Wettereinwirkungen oder Schnitt zur Unzeit haben. Wunden verheilen nicht und ein harzartiger Ausfluss entsteht. Auch Staunässe, Trockenheit, ein schwerer und verdichteter Boden sowie Hagel oder Wildverbiss können dieses Schadbild verursachen. Bei Steinobst kann roter Fingerhut auf die Baumscheibe gepflanzt werden. Auch Mutterkraut und Ringelblume sind wirksam. Bei den Süßkirschen die Sorten Scheiders, Kassins frühe und Star vermeiden, sie gelten als besonders gefährdet.
Trockenschäden
Trockenschäden äußern sich im Garten in vielerlei Hinsicht. Bei bitter schmeckenden Zucchini kann der Grund auf zu hohe Temperaturen zurückzuführen sein. Auch bei Gurken kommt es zu einer vermehrten Bildung des Bitterstoffes Cucurbitacin, wenn sich Umweltbedingungen und Temperaturen als Stress für die Pflanze auswirken.
Deformierte Früchte
Deformierte Früchte an Erdbeeren finden sich besonders häufig durch Nachtfröste. Während der Blütenanlage kann der Frost einen Teil davon beschädigen. Auch nasskaltes Blühwetter führt zu diesen Deformierungen, weil etwa Insekten fehlen. Auch Lichtmangel im April und Mai kann zum Verkleben der Pollen führen und damit zum Ausbleiben von Bienen und Hummeln.
Jungfernfrüchtigkeit
Jungfernfrüchtigkeit benennt die Fruchtentwicklung ohne vorherige Befruchtung und Samenbildung. Sie wird auch Parthenokarpie genannt und ist bei Birnen, Trauben, Bananen, Feigen, Ananas, Äpfeln und Zitrusfrüchten verbreitet. Ungünstige klimatische Bedingungen wie Nässe oder Fröste lösen diesen Schadbild aus, dass von außen oft durch eine walzenhaftige Gestalt der Früchte erkennbar ist. Manche Sorten Äpfel und Birnen bilden nur kleine und krüppelige Früchte aus, die nicht ordentlich ausreifen. Bei Birnen sind besonders die Sorten Williams Christ oder Trevoux gefährdet.
Vergeilung
Vergeilung wird auch als Geilwuchs bezeichnet und ist der übermäßige Längenwuchs mit weichen Trieben und entsteht bei einem zu nährstoffreichem Kompost oder im Falle der Tomaten bei einer zu frühen Aussaat. Spezielle Pflanzenleuchten können das Gemüse vor dem Vergeilen schützen, denn auch zu wenig Licht ist eine der Hauptursachen. Auch Kartoffeln können betroffen sein, allerdings sollten stark keimende Kartoffeln nicht verzehrt werden. Die Keimlinge treten aufgrund der Vergeilung aus der Erde heraus, um so an mehr Licht zu gelangen. Sie enthalten giftiges Solanin, was auch bei unreifen oder grünen Kartoffeln vorkommt und nicht verzehrt werden sollte.
Schwarzherzigkeit
Schwarzherzigkeit findet sich im Hausgarten vor allem an Sellerie und Petersilie. Die Schädigung tritt auf, wenn überhöhte Stickstoffgaben verabreicht wurden oder im Boden ein Kalium- oder Magnesiumüberschuss vorliegt.
Beinigkeit
Beinigkeit kann auch als Folge abiotischer Ursachen und damit nicht-parasitär entstehen. Dabei werden Teile der Wurzeln durch zu dichten Boden beschädigt. Dieses Schadbild findet sich häufig an Möhren, Rüben, Pastinaken, Rettich oder Treibchicorée und darf nicht mit den Nematoden verwechselt werden.
Vorzeitige Blütenbildung
Vorzeitige Blütenbildung wird auch als Schossen bezeichnet und trifft vor allem an Jungpflanzen von Pastinaken, Knollenfenchel und Sellerie auf, wenn sie bei Temperaturen unter 15 Grad Celsius heranwachsen. Bereits nach 6 Wochen zeigen sich erste Blütenstände und beblätterte Stängel, Knollen werden kaum gebildet oder hart. Frühsaaten entweder im Inneren vorziehen oder mit Vlies abdecken. Selleriesorten verwenden, die schossfest sind und gleichmäßig und ausreichend gießen.
Minderertrag
Minderertrag bezeichnet eine enttäuschende Ernte. Neben einer Reihe von biotischen Ursachen sind auch abiotische Auslöser bekannt. Deformierte und beinige Rüben und Pastinaken sind ein Anzeichen für einen zu dichten, schweren Boden oder ein frisch mit Mist gedüngter Boden. Auch Phosphormangel kann ein Grund für die kleine Ernte sein.
Bormangel
Bormangel kommt bei vielen Obst- und Gemüsepflanzen im eigenen Garten vor. Vor allem bei ganz jungen Blättern treten Aufhellungen des Stielansatzes und eine damit verbundene Wachstumsstörung auf. Einen höheren Bedarf an Bor haben Rettich, Sellerie, Wein, Rote Beete, Apfelbäume und Kohlrüben. Kartoffeln werden zum Teil glasig, Zwiebeln bleiben zurück und die Spitzen verfärben sich. Spinat Blätter werden deformiert und gelblich, Ihre Spitze stirbt ab. Die Blätter junger Tomatenpflanzen rollen sich ein und die Früchte sind rissig. Bei Äpfeln zeigt sich die Herzfäule, Rüben die Schadbilder von Trockenfäule. Reben äußern sich mit einem mangelhaften Fruchtansatz und Gurken kümmern mit nur wenig Ranken. Auch an diesen Pflanzen rollen sich die Blätter auf.